Deutscher Formel 3-Cup

Siege Nummer 7 und 8 für de Oliveira

Am Sonntag fuhr der Brasilianer sogar aus der Boxengasse auf Platz eins

EuroSpeedway Lausitz – Mit zwei weiteren Siegen von Joao Paulo de Oliveira endete das Gastspiel des RECARO Formel 3-Cups auf dem EuroSpoeedway Lausitz. Im ersten Lauf verwies der Rennfahrer aus Sao Paulo Hannes Neuhauser (Österreich) und Ross Zwolsman (Niederlande) auf die Plätze, im zweiten Rennen überquerten Ross Zwolsman und Sven Barth hinter dem souveränen Tabellenführer die Ziellinie. In der inoffiziellen Damenwertung setzte sich die gebürtige Siegburgerin Catharina Felser zweimal gegen Ina Fabry aus Weingarten durch. In beiden Läufen kam Felser unmittelbar vor Fabry als Zehnte ins Ziel.

Im neunten Rennen zum RECARO Formel-3-Cup durfte João Paulo de Oliveira zum siebten Mal ganz oben stehen und seine brasilianische Nationalhymne hören. Doch ganz so einfach war es in diesem Lauf für den 22jährigen aus São Paulo nicht. Am Start war Hannes Neuhauser dem Führenden im Cup überlegen, der Österreicher kam besser vom Fleck und schob seinen gelben Dallara F302 auf die erste Position. Pole-Mann João Paulo de Oliveira reihte sich hinter Neuhauser und noch vor Rückkehrer Ross Zwolsman ein, es folgte ein Rookie-Trio mit Sven Barth, Franz Schmöller und Markus Mann. Obwohl de Oliveira in seinem Dallara F302 vom belgischen JB-Team immer wieder die schnellste Runde auf den Asphalt legte, konnte er dem Leader nicht entscheidend näher kommen, um einen Angriff zu starten. Beide setzten sich bald von Ross Zwolsman ab, der als Dritter wiederum einen immer größeren Abstand auf das Trio Barth/Schmöller/Mann realisieren konnte.

Sven Barth schien Franz Schmöller zu diesem Zeitpunkt in seinem Vorwärtsdrang zu bremsen, der Bayer versuchte ab der fünften Runde mit diversen Angriffen, den Wöss-Piloten zu überholen. In Umlauf sechs zackte er nach außen und setzte sich neben den blauen Dallara F399 von Barth. Aber der Platz reichte nicht für beide Monoposti. Leidtragender war Franz Schmöller, der seinen orange-roten Dallara F302 in eines der Kiesbetten des EuroSpeedway versenkte. Dort endete sein Rennen vorzeitig. Doch Barth hatte nun keinesfalls einen ruhigen Nachmittag. In seinem Spiegel tauchte Markus Mann auf und ließ sich nicht abschütteln. Der EMS-Fahrer war allerdings nicht so angriffslustig wie zuvor Franz Schmöller. Er hielt seinen fünften Rang bis ins Ziel, Sven Barth sicherte sich mit Platz vier die maximale Rookie-Punktzahl.

Vorne fuhr João Paulo de Oliveira neun Runden lang im Windschatten von Hannes Neuhauser, als der amtierende Meister des Austria Formel-3-Cups einen Fehler machte. Er ließ innen zu viel Platz und lud „JP“ so zu einem Angriff ein. Der bedankte sich für die Chance, stach in die Lücke und zog ohne Probleme vorbei. Sofort machte der Brasilianer sich aus dem Staub, binnen fünf Runden brummte er Neuhauser 4,6 Sekunden auf. Beachtlich, dass er trotz des heißen Wetters in seiner allerletzten Runde die absolut schnellste Rennrunde aller Teilnehmer fuhr. Als guter Dritter sah der Niederländer Ross Zwolsman, der etatmäßig in der deutschen Formel Renault unterwegs ist, die Zielflagge.

Im Schatten der Frontrunner zeigte auch Frank Brendecke eine gute Leistung. Der Sachse fiel am Start auf den zweitletzten Platz zurück, kämpfte sich aber im Laufe der 15 Runden mit sehenswerten Duellen bis auf den zwölften Rang nach vorne. Vor Brendeckes Dallara F300 konnte die erfahrenere Catharina Felser das Damen-Duell für sich entscheiden. Sie verwies Ina Fabry mit 6,451 Sekunden Rückstand auf den elften Rang.

Der zweite Lauf des Wochenendes begann zunächst denkbar schlecht für de Oliveira: In der Einführungsrunde löste sich sein Sicherheitsgurt. Deshalb bog der JB-Pilot in die Boxengasse ein, statt sich auf seine Pole Position zu stellen. Damit hatte Hannes Neuhauser den besten Startplatz inne, doch der Österreicher würgte seinen Opel-Motor ab und verschenkte viele Plätze.

Ebenfalls eher schwach war der Beginn von Markus Mann. Beim 18jährigen verabschiedete sich der ersten Gang schon beim Start in die Aufwärmrunde, was ihn sogar noch hinter den R-Wagen zurückwarf. Laut Reglement muss sich der Pilot dann ganz hinten einreihen, was Mann auch machte. Nachdem er sich in der dritten Runde noch einen Ausflug ins Kiesbett gönnte, war das Rennen gelaufen. Erschwerend kam noch hinzu, dass sich zu guter Letzt auch noch der fünfte Gang abmeldete. Für den zweitbesten Rookie war so nicht mehr als Rang 13 möglich. Auch nicht wesentlich besser lief es für Hannes Neuhauser. Gestern noch lange in Front gelegen, musste er sich heute aus den Niederungen des Feldes nach vorne ackern, was ihm nur bis auf Rang sieben gelang.

Vorne umrundeten unterdessen neue Gesichter den 4,435 Kilometer langen GP-Kurs des EuroSpeedways. Ross Zwolsman und Franz Schmöller wurden an der Spitze notiert, gefolgt von Sven Barth. Der Niederländer zeigte in seinem ersten Formel-3-Rennen seit vielen Monaten eine gute Vorstellung, er hielt die erste Position bis zwei Runden vor dem Fallen der Zielflagge. Schmöller, der ebenfalls ein gutes Rennen ablieferte, hatte er jederzeit im Griff. Doch dann kam João Paulo de Oliveira angeflogen. Zwolsman war sich sicher, dass er eine gute Chance auf den Sieg hatte, denn er wusste, dass das Überholen auf der Strecke nicht einfach ist, wenn der Vordermann fehlerfrei bleibt. Aber genau das schaffte er nicht, wenn auch er nicht schuldig war. Sein zweiter Gang sprang ihm genau in dem Moment raus, als er knapp vor de Oliveira auf die Start/Ziel-Geraden einbog. Den für kurze Zeit fehlenden Vortrieb des Performance-Piloten nutzte der Brasilianer, um sich neben den Dallara F399 des Niederländers zu setzen. Mit der besseren Innenlinie in der ersten Kurve hatte er auch Zwolsman geknackt.

Der Zieleinlauf nach 15 Runden lautete: João Paulo de Oliveira vor Ross Zwolsman und Sven Barth, der den lange Zeit zweitplatzierten Franz Schmöller packte, als er sich verbremste und den Weg durch den Notausgang wählen musste. Das Damen-Duell entschied Catharina Felser für sich. Als Zehnte schüttelte sie ihre Rivalin Ina Fabry um über zehn Sekunden ab. "Das war heute das Maximum, was ich geben musste. Es war eines meiner besten Rennen", kommentierte de Oliveira hinterher seine herausragende Leistung. "In der Einführungsrunde ist mir der Gurt aufgegangen, deshalb bin ich zurück an die Box. Im Anfang war ich vorsichtig, denn die Superfund World Series hat einiges an Dreck auf die Strecke geschafft. Außerdem war es nicht einfach, die Top-Leute zu überholen, denn die haben ja ihre Positionen nicht freiwillig hergegeben." Gaststarter Ross Zwolsman konnte sich über Platz zwei nicht so richtig freuen: "Ich bin etwas enttäuscht, denn der Sieg wäre möglich gewesen. Als João Paulo mich überholen wollte, ist mit der zweite Gang rausgesprungen. Aber mit meiner Leistung ohne Testfahrten im Vorfeld kann ich eigentlich zufrieden sein."
(Text: H.-P. Dahlmanns/FW)