Int. FIA Formel 3000-Meisterschaft 2003

"Quo vadis F3000"? Nur 13 Fahrzeuge in Ungarn am Start!

- Wenn die Serie eine Zukunft haben soll, muss sich die FIA schleunigst etwas einfallen lassen -

Budapest - Beim vorletzten Meisterschaftslauf der Saison 2003 auf dem Hungaroring in Ungarn stellte die Formel 3000 einen neuen Negativ-Rekord auf: Nur 14 Fahrzeuge fanden sich im Fahrerlager des Hungarorings ein, und beim Rennen waren es gar nur 13 Lolas, als Lokalmatador Zsolt Baumgartner bei Jordan für den verletzten Ralph Firman einsprang und dafür logischerweise auf seinen F3000-Start verzichtete. Sowohl die Truppe von Antonin Charouz als auch das Team Astromega waren nur mit einem Fahrzeug vertreten. Bei den Tschechen war der Franzose Yannick Schroeder nach einem Mountainbike-Unfall ausgefallen und bei den Belgiern glänzte der Ire Michael Keohane durch Abwesenheit. „Vor einem Jahr ist Michael's Vater gestorben, und an seinem Todestag fühlte sich Michael Keohane nicht gerade motiviert, um in ein F3000-Cockpit zu steigen“, erklärte Teamchef Sam Boyle. Die FIA liess diesen Grund jedoch nicht als Entschuldigung zu und kündigte an, das Team am Saisonende mit Punkteabzug zu bestrafen. Gleiches traf auch auf BCN-Racing zu, die in dieser Saison bereits einen Rekord im Fahrerwechsel aufgestellt haben. Nachdem die Geldquelle von William Langhorne versiegt ist, gaben in Ungarn Ferdinando Monfardini und Giovanni Berton ihr F3000-Debut, die vorher mit mässigem Erfolg in der italienischen Formel Renault und Formel 3 gefahren waren.

Um zu retten was noch zu retten ist und die Zuschauer nicht erneut mit einem langweiligen Rennen zu nerven, wurde kurzfristig beschlossen, nach DTM-Vorbild einen obligatorischen Boxenstop vorzuschreiben. „Die Idee mit den Pflichtboxenstopps in der DTM ist keine schlechte Sache und unterstreicht, dass Motorsport ein Teamsport ist. Wir probieren mal hier aus, wie die Sache mit einem Stopp läuft und dann kann man vielleicht im nächsten Jahr dazu übergehen, zwei Stopps vorzuschreiben“, erklärte die FOCA-F3000-Managerin Penny Whittaker. Einziger Nachteil: Der jetzige Lola ist nicht gerade sehr dazu geeignet, um in Rekordzeit alle vier Pneus zu wechseln, da Sicherungssplinte entfernt und wieder an den Radzentralverschlüssen angebracht werden müssen. Alle Teams übten fleissig das Wechselspiel, bei den meisten Teams ging die Generalprobe aber deutlich in die Hose. Für das Rennen war also Skeptik angesagt, doch letztendlich entpuppte sich das Reifenwechsel-Debut in der F3000 als ziemlich unterhaltsame Sache.

Vitantonio Liuzzi gelang von der Pole der beste Start vor Patrick Friesacher, Ricardo Sperafico, Townsend Bell, Giorgio Pantano und Björn Wirdheim. Die beiden Letzteren waren beim Start wohl gedanklich nicht ganz bei der Sache und kamen nur relativ schwergängig in Fahrt. Tony Schmidt hatte nach einem guten Start schon nach wenigen Runden einen Dreher und hielt es dann für angebracht, seinen Pflichtboxenstopp schon in der 8. Runde zu absolvieren. „Danach lief es ganz gut, und das Handling war akzeptabel“, meinte Tony später. Sperafico, Bell und Wirdheim hielten es ebenfalls für angebracht, schon sehr früh auf frischen Gummi umzurüsten, doch nur die beiden Arden-Piloten konnten wieder die Box verlassen. Am Coloni-Lola des Brasilianers kollabierte ohne Vorwarnung die hintere Aufhängung in Kombination mit der Heckflügelhalterung.

Liuzzi und Friesacher dehnten ihre Stops bis in die zweite Rennhälfte hin aus und nahmen das Rennen an 5. und 6. Position wieder auf. Zwischenzeitlich hatte Björn Wirdheim die Führung übernommen und wurde von Pantano unter Druck gesetzt, der von seiner Durango-Mannschaft ebenfalls recht flott abgefertigt wurde. Doch der Red Bull-Lola von Patrick Friesacher hatte im wahrsten Sinne des Wortes Flügel und heizte Pantano und Wirdheim mächtig ein. Im 22. Umlauf schnappte sich der Österreicher Pantano und vier Runden später musste Wirdheim dran glauben. „Patrick war eindeutig schneller. Zudem schien er ein Super-Setup herausgearbeitet zu haben. Ich hatte ihm nichts entgegenzusetzen“, erklärte der Schwede nach dem Rennen ehrlich. Wirdheim lag aber auf einem sicheren 2. Platz, während Pantano mächtig zaubern musste, um sich Townsend Bell und Vitantonio Liuzzi vom Hals zu halten.

Liuzzi setzte dann in der letzten Runde alles auf eine Karte, was gehörig danebenging, ihm 25 Strafsekunden der Rennleitung einbrachte und damit Tony Schmidt noch zu einem Meisterschaftszähler verhalf. Vor dem letzten Kurvenkomplex versuchte er, sowohl Bell als auch Pantano auszubremsen. An dem Amerikaner konnte sich Liuzzi noch vorbeiquetschen, doch dann wurde es zu eng. Der Red Bull-Junior krachte in den linken Seitenkasten von Pantano's Lola, wobei das komplette Kühlsystem demoliert wurde. Liuzzi selbst handelte sich bei dieser Aktion eine verbogene Spurstange ein, konnte sich aber noch als Vierter über den Zielstrich retten. Dieses Resultat war jedoch nur akademisch, da der Italiener sofort eine Zeitstrafe verpasst bekam und damit auf den 9. Platz zurückgestuft wurde.

Resultate Formel 3000 - 9. Lauf - Budapest / H:
 1. Patrick Friesacher (A), Red Bull Junior Team, 35 Rdn (= 153,328 km/h) in: 58:02.294 Min.
 2. Björn Wirdheim (S), Arden Int. Motorsport, +23,746 sec.
 3. Townsend Bell (USA), Arden Int. Motorsport, +24,306 sec.
 4. Giorgio Pantano (I), Durango Formula, +26,440 sec.
 5. Jaroslav Janis (CZ), Superfund-ISR-Charouz, +27,081 sec.
 6. Raffaele Giammaria (I), Durango Formula, +32,089 sec.
 7. Enrico Toccacelo (I), Super Nova Racing Ltd./ Jordan GP Junior Team, +37,500 sec.
 8. Tony Schmidt (D), Team Astromega, +39,963 sec.
 9. Vitantonio Liuzzi (I), Red Bull Junior Team, +51,299 sec.
10. Giovanni Berton (I), BCN F3000, -1 Rd.
11. Samuel Hancock (GB), Super Nova Racing Ltd./ Jordan GP Junior Team, -1 Rd.

Nicht gewertet:
Ferdinando Monfardini/ I, BCN F3000 30 Rdn (Getriebe)
Ricardo Sperafico/ BR Coloni Motorsport 11 Rdn (gebrochene Aufhängung und Heckflügelhalterung)

(Quelle: Rennsport-Presse-Info-Service)