European Touring Car Championship

Alfa und BMW teilten sich wieder die Siege

- Spannende Rennen in Belgien trotz Diskussionen wegen Abkürzens in der Busstop-Schikane

Spa Francorchamps - Die Werksteams von Alfa Romeo und BMW setzten auch in Spa-Francorchamps ihre bereits zu Saisonbeginn begonnene Serie fort, die Siege in den beiden Rennen des Wochenendes unter sich aufzuteilen. Im 11. und 12. Lauf der Saison waren es Gabriele Tarquini (Autodelta-Alfa Romeo) und Andy Priaulx (BMW-Team Great Britain), die jeweils einmal ganz oben auf dem Podium stehen durften, nachdem sie sich in den actionreichen Rennen, die von zahlreichen Überholmanövern gekennzeichnet waren, durchgesetzt hatten. Einziger Wermutstropfen an diesem Wochenende war die inkonsequente Rennleitung, die es unterliess, das Überfahren der Curbs in der Busstop-Schikane zu ahnden. In BMW-Kreisen wurde kritisiert, dass man wohl besonders zugunsten der Italiener mindestens ein Auge zudrückte. Ein Protest wurde jedoch, vielleicht wegen des ausgeglichenen Ergebnisses am Schluss, nicht eingelegt.

In Lauf 1 übernahm Tarquini mit seinem Alfa 156 GTA zu Beginn der zweiten Runde die Führung und widerstand bis zum Ende den Attacken von Dirk und Jörg Müller in ihren Schnitzer-BMW 320i, im zweiten Lauf nutzte Andy Priaulx als Sechster des ersten Rennens die umgedrehte Startreihenfolge und gewann aus der zweiten Startreihe mit einem komfortablen Vorsprung vor Nicola Larini und Dirk Müller. Tarquini hingegen wurde nur wenige Meter vor dem Zielstrich von einem Reifenschaden gebremst. Bester Privatier wurde in Spa wieder einmal Duncan Huisman mit seinem von Carly Motors eingesetzten BMW 320i. Nach sechs von zehn Veranstaltungen ist die Meisterschaft noch völlig offen, die ersten fünf Fahrer in der Tabelle sind nur durch sieben Punkte getrennt.

Bereits für den ersten Lauf des Rennsonntags in Belgien hatte Andy Priaulx die Pole Position erobert, doch auf der abschüssigen Geraden hinab zur Eau Rouge hatte der Brite einen so miserablen Start, dass nicht nur sein Markenkollege Dirk Müller, sondern auch Gabriele Tarquini, Jörg Müller, Fabrizio Giovanardi und Antonio Garcia an ihm vorbeigehen konnten. Priaulx fiel bis an die zehnte Stelle zurück. Auf der langen Geraden nach Raidillon setzte sich Tarquini bereits erstmals gegen Dirk Müller durch und übernahm die Spitze, doch wenig später verpasste der Italiener den Bremspunkt vor Les Combes und rutschte neben die Strecke. Das nutzte Dirk Müller natürlich aus und ging wieder in Führung. Tarquini konnte aber zumindest Platz zwei gegen den nachrückenden Jörg Müller verteidigen. Hinter dem Führungstrio gelang es Nicola Larini, sich an Antonio Garcia vorbeizuschieben und dessen fünften Rang zu übernehmen. Jetzt lag er unmittelbar hinter seinem ehemaligen Teamkollegen Fabrizio Giovanardi.

Noch in der ersten Runde verhängten die Rennkommissare eine Drive-through-Penalty gegen Garcia, weil er beim Überholen von Priaulx die Streckenbegrenzung mit allen vier Rädern überfahren hatte. Währenddessen kollidierte Frank Diefenbacher im Seat Toledo mit dem Honda Civic von André Couto. Aber auch der Kampf an der Spitze war zu diesem Zeitpunkt sehr eng. Zu Beginn der zweiten Runde bremste sich Tarquini in der Spitzkehre La Source innen neben Dirk Müller und übernahm erneut die Führung. Diesmal konnte er die Spitze auch halten, doch es gelang dem Alfa-Piloten nicht, sich von den beiden Müllers vom BMW-Team Deutschland abzusetzen. Dahinter übte Larini Druck auf Giovanardi aus, während dem Deutsche Tourenwagen-Meister von 1993 seinerseits Paolo Ruberti und Ryckard Rydell im Nacken saßen. In Runde 3 überholte Huisman Rydell im Kampf um Platz sieben, während Eric Cayrolle mit einem Kupplungsschaden aufgeben mußte. Giovanardi, Larini und Ruberti konnten dagegen Boden gut machen und zum Führungstrio aufschließen, denn nach drei Runden lagen die ersten Sechs innerhalb von nur zwei Sekunden.

Andy Priaulx gab nach seinem schlechten Start alles, um wieder nach vorne zu kommen. In Runde vier überholte er Duncan Huisman und Ryckard Rydell, so dass er wieder an der siebten Position notiert wurde. Rydell verlor sogar noch eine weitere Position an Roberto Colciago. An der Spitze geriet Tarquini unter enormen Druck von den beiden deutschen BMW-Piloten, die in beinahe jeder Kurve eine Attacke auf den Alfisti starteten. In Runde 5 schnappte sich Priaulx die sechste Position von Ruberti und schloss dann zügig zu dem Duo Larini-Giovanardi auf. Larini fand dann aber eine Lücke vorbei an dem Ravaglia-BMW seines Landsmannes und fuhr vor auf Platz vier. Unterdessen setzte sich die Ausfallserie der "Hinterbänkler" fort: André Couto parkte seinen Honda Civic Type R mit Elektrikproblemen. An der Spitze aber behielt Gabriele Tarquini seine Führung bis ins Ziel und sah als Erster die schwarzweiß-karierte Flagge, jedoch ganz knapp vor Dirk und Jörg Müller. Larini wurde Vierter vor Giovanardi und Priaulx. In der letzten runde überholte Huisman noch Ruberti, was ihn auf Platz sieben nach vorne brachte und einen weiteren Triumph in der Wertung der nichtwerksunterstützten Piloten, der sog. Independant Trophy, einbrachte. Ruberti hingegen verlor sogar noch den letzten Punkterang an Roberto Colciago.

Während Roberto Colciago aufgrund der umgekehrten Startreihenfolge der ersten Acht von der Pole Position starten durfte, musste Eric Cayrolle leider zuschauen, denn der Kupplungsschaden war in der Kürze der Zeit zwischen den beiden Läufen nicht zu reparieren. Als das Rotlicht der Startampel erlosch, erwischte Priaulx diesmal einen Bombenstart. Er und auch Duncan Huisman konnten sofort an Colciago vorbeigehen und die Spitze übernehmen. Nach einer Runde tauschten Huisman und Priaulx dann die Plätze und jetzt war der Brite vorne. In der Anfangsphase dieses Rennens kämpfte ein Pulk von neun Fahrzeugen Stoßstange an Stoßstange um die ersten Plätze. Besonders eng ging es dabei zu zwischen Tarquini, Dirk Müller und Rydell, die auf den Plätzen 7, 8 und 9 fuhren. Weiter vorne versuchte Colciago, sich in Runde drei den zweiten Platz von Huisman zu schnappen, doch das nutzte sein Teamkollege Nicola Larini aus und ging innen an Colciago vorbei. Der ehemalige VW- und Opel-Pilot aus der Deutschen Formel 3 verlor bei dieser Aktion sogar noch mehr Boden, denn er wurde in der Rivage weit nach außen getragen und musste auch noch Jörg Müller an sich vorbei auf die vierte Position lassen.

Zur gleichen Zeit überholte Dirk Müller Tarquini und schob sich an die sechste Position. Sardelli wurde dagegen das Opfer eines Zweikampfes und rutschte in der La Source von der Strecke. Danach stellte er seinen Volvo S60 innen an der alten Boxenmauer ab und gab auf. Auch Tavano im Honda Civic Type R konnte nach einem Dreher das Rennen nicht fortsetzen. In Runde vier konnte Huisman dem Druck seiner Verfolger nicht länger standhalten und musste am Ende der Start-Ziel-Geraden nacheinander Larini, Jörg Müller und Colciago vorbeilassen. Dahinter kämpften Dirk Müller und Fabrizio Giovanardi Tür an Tür um den sechsten Platz. Das allerdings ermöglichte es Andy Priaulx, sich einen kleinen Vorsprung vor den beiden Streithähnen herauszufahren. Sein Abstand vergrößerte sich schnell auf über zwei Sekunden. In Runde fünf überholte Dirk Müller Giovanardi auf der langen Geraden und war damit Sechster. Wenig später gewann er noch eine weitere Position gegen Patrick Huisman. An neunter Stelle liegend, musste mit Rickard Rydell auch der letzte Volvo-Pilot mit einem technischen Problem aufgeben. In Runde sechs überholte Dirk Müller den bis dahin viertplatzierten Roberto Colciago und machte sich auf die Verfolgung von Larini und Jörg Müller. In Runde 7 schnappte sich tarquini von seinem Landsmann Giovanardi Platz sechs, während gleichzeitig Dirk Müller mit seinem Namensvetter Jörg den Platz tauschte. In der letzten Runde versuchten die beiden Müllers noch einmal gemeinsam, Nicola Larini seinen zweiten Platz streitig zu machen, doch dies misslang.

An der Spitze fuhr Andy Priaulx zu seinem zweiten Saisonsieg und schenkte Bart Mampaey’s RBM Team damit einen wohlverdienten Heimerfolg. Im Kampf um Platz sieben kollidierten Giovanardi und Huisman noch in der letzten Runde in Fagnes, wobei der italienische Titelverteidiger ins Kiesbett rutschte. Noch ärger erwischte es Tarquini, denn der erlitt wenige Meter vor dem Ziel einen Reifenschaden vorne rechts und flog in der Busstop-Schikane ab. Das kostete ihn den sechsten Platz und drei wertvolle Punkte in der Meisterschaft. Colciago sah die Zielflagge als Fünfter und Huisman wurde als Sechster wieder einmal bester Fahrer in der Independant Trophy der Privatiers. Coronel und Ruberti erbten mit Platz sieben und acht die letzten beiden Punteränge.