European Touring Car Championship

Beeindruckende Dominanz von BMW in Tschechien

Brünn - Nachdem die Alfisti bei ihrem Heimspiel im sizilianischen Enna Pergusa noch die Siege unter sich ausgemacht hatten, geriet die vierte Veranstaltung der "2003 FIA European Touring Car Championships" (ETCC) zu einem wahren BMW-Festival. Wieder waren fast 40.000 Zuschauer an die Strecke gepilgert, um die beiden spannenden Sprintrennen zu sehen, in denen Alfa Romeo, BMW, Seat, Volvo und Honda um Siege und Punkte kämpften. Lediglich auf Skoda, die zu Saisonbeginn ebenfalls zwei Fahrzeuge genannt hatten, wartete man nach wie vor vergeblich. Die BMW-Piloten waren auf dem flüssigen und landschaftlich wunderschönen Kurs in Tschechien das Mass aller Dinge und machten in beiden Rennen die Podiumsplätze unter sich aus. In Rennen eins lagen sogar nicht weniger als sechs BMW 320i auf den ersten Positionen.

Jörg Müller's Position währte allerdings nicht lange, denn die Sportkommissare entschieden, den Schnitzer-Piloten wegen einer unnötigen Aktion, in die Nicola Larini und Gabriele Tarquini verwickelt waren, aus der Wertung zu nehmen. Diese Entscheidung zusammen mit einem Ausfall des Hückelhoveners in Lauf zwei erlaubten es Tarquini, nach dem bisherigen Punktegleichstand die alleinige Tabellenführung an sich zu reißen. Die Plätze sechs und vier genügten ihm, um sich vier Punkte vor Andy Priaulx und sechs Punkte vor Dirk Müller. Diese beiden gewannen in Brünn je ein Rennen, wobei es für Dirk Müller, der vor Garcia und Giovanardi den Zielstrich überquerte, bereits der zweite Sieg in der laufenden Saison war. Der Brite hingegen durfte sich zum ersten mal ganz oben aufs Siegertreppchen stellen, wo ihn Giovanardi und Dirk Müller einrahmten. Neueinsteiger Seat erkämpfte sich mit dem achten Platz von Gené in Lauf eins einen weiteren Meisterschafspunkt, Duncan Huisman und Paolo Ruberti teilten sich die Siege in der Privatfahrerwertung.

Von der Pole Position aus sprintete Antonio Garcia mit seinem Ravaglia-BMW als Führender zur ersten Kurve, gefolgt von Dirk Müller, Priaulx, Giovanardi, Jörg Müller, Larini, Tarquini und Huisman. Bereits im Verlauf der ersten Runde überholte Tarquini Huisman im Kampf um Platz sieben, während Rickard Rydell auch diesmal wieder das sprichwörtliche Pech am Stiefel klebte. Der Schwede wurde in eine Kollision verwickelt und fiel mit einem Defekt an der vorderen, rechten Radaufhängung aus. Ein weiterer Crash im Verfolgerfeld zwischen Ruberti, Cayrolle und Molenaar führte zum Aus für den Holländer, aber auch der Franzose fiel bei notwendigen Arbeiten an seiner Box eine Runde zurück. An der Spitze überholte in der Zwischenzeit Giovanardi Priaulx und war damit Dritter, während sich der britische BMW-Pilot plötzlich den Angriffen von Jörg Müller (BMW-Team Deutschland) ausgesetzt sah. Während sich die beiden beharkten, nutzte Nicola Larini die Situation geschickt aus und mogelte sich an beiden vorbei an die vierte Position.

In Runde drei schnappte sich Dirk Müller die Führung von Garcia, während sein Namensvetter Jörg sich von Larini Platz vier zurückholte. Doch der Italiener konterte noch einmal und schob sich erneut an Jörg Müller vorbei. Der ohnehin schon atemberaubende Zweikampf wurde dann zu einem Dreikampf, denn jetzt hatte Tarquini die Lücke zugefahren und griff ins Geschehen ein. In der vierten Runde kam es dann zu der fast schon erwarteten Kollision zwischen Jörg Müller und Larini, bei der sich der Italiener drehte und zu allem Überfluss auch noch von Tarquini getroffen wurde. Zwar konnten beide Alfa-Piloten das Rennen fortsetzen, doch sie hatten zahlreiche Plätze verloren. Einer der Profiteure von dieser Aktion war Balzan, der zunächst die fünfte Position erbte, sie aber wenig später an Jörg Müller verlor. In der Folge musste sich Balzan im Kampf um die Sonderwertung der Privatiers gegen Duncan Huisman zur Wehr setzen.

In Runde sechs gab es eine Kollision zwischen dem Honda-Piloten Couto und Sardelli im zweiten Volvo S60, die für beide mit dem vorzeitigen Aus endete. Bis an die zehnte Position war Gabriele Tarquini nach dem Crash mit Jörg Müller zurückgefallen, doch nun arbeitete sich der Italiener wieder zügig vorwärts und überholte nacheinander zuerst Gené und dann Colciago. In Runde sieben gelang es Huisman endlich, an Balzan vorbei zu kommen, der wenig später auch noch Platz sieben an Tarquini verlor. An der Spitze aber machte Dirk Müller keinen Fehler mehr und holte sich den Sieg im ersten der beiden Läufe dicht gefolgt von Antonio Garcia, während Fabrizio Giovanardi ebenfalls nur denkbar knapp vor Priaulx die Ziellinie als Dritter überquerte. Jörg Müller, Huisman (als bester Privatier), Tarquini und Balzan komplettierten die Punkteränge, aber nach dem Wertungsausschluß von Müller rückte später Roberto Colciago an die achte Position in der Wertung nach.

Ohne Sandro Sardelli, dessen Volvo S60 sich in der Kürze der Zeit nicht reparieren liess, stellte sich das Starterfeld nach der Reparaturpause zum zweiten Lauf des Tages auf. Wie schon einige Wochen zuvor durfte sich Balzan aufgrund der umgekehrten Startreihenfolge der ersten Acht erneut über eine Pole Position freuen - obwohl diese eigentlich dem nachgerückten Colciago zugestanden hätte, denn Jörg Müller hatte man ans Ende des Feldes verwiesen. Doch stattdessen blieb der vierte Startplatz des Schnitzer-Piloten leer und die übrigen Piloten rückten nicht auf. Donald Molenaar, der in diesem Jahr Doppelstarter, der als Teamkollege von Claudia Hürtgen auch in der Deutschen Tourenwagen Challenge (DTC) antritt, musste das Rennen aus der Boxengasse aufnehmen, weil das Team Carly Motors mit den notwenigen Arbeiten nicht rechtzeitig vor dem Schließen der Boxengasse fertig wurde. Als der Start freigegeben wurde, setzte sich Tarquini auf der Außenbahn in Führung, so dass sich Giovanardi und Priaulx hinten anstellen mussten. An Balzan's Alfa 156 GTA fiel die Drehzahl in den Keller und so kam es zu einem Auffahrunfall mit Huisman, der für beide das frühe Aus bedeutete. In Runde zwei wurde Tarquini von Giovanardi überholt, der damit zum ersten Mal seit seinem Wechsel von Alfa zu BMW in einem ETCC-Rennen in Führung gehen konnte. Dirk Müller und Antonio Garcia kämpften um die vierte Position, als ihre Fahrzeuge sich berührten und der Spanier sich einmal komplett um die eigene Achse drehte. Aber auch Dirk Müller verlor zwei Plätze und fiel hinter Colciago und Gené zurück. Dort hielt der Deutsche sich aber nicht lange auf, sondern ging direkt wieder an Gené vorbei auf Rang fünf.

In Runde drei schnappte sich Priaulx den zweiten Rang von Tarquini und rückte sofort zu Giovanardi auf. Währenddessen leistete sich Jörg Müller bei seiner Aufholjagd vom Ende des Feldes im Kampf um Platz zehn erneut eine Kollision mit Nicola Larini und wurde dafür mit einer Drive-Through-Penalty bestraft. In Runde vier verbremste sich Tarquini und musste in der Kurve eine weite Linie wählen, so dass Dirk Müller innen durchschlüpfen konnte und jetzt Dritter war. Nur eine Runde später schnappte sich Priaulx die Führung nach einem sauber ausgetragenen Ausbremsmanöver gegen Giovanardi. Noch überraschender allerdings war für die Zuschauer die Aufholjagd von Rickard Rydell, der in Runde sechs an Ruberti vorbei auf Platz acht gehen konnte. In Runde sieben kam das Aus für Jörg Müller, der seinen BMW 320i mit kochendem Motor an der Box abstellen musste. In der Schlußphase kämpfte sich Garcia noch einmal zwei Plätze bis auf Rang sieben nach vorne, indem der Spanier zuerst Rydell und dann seinen Landsmann Gené überholte. Cayrolle attackierte indessen Ruberti im Kampf um den Sieg in der Privatfahrerwertung, doch dabei kollidierten die beiden Alfisti und Ruberti behielt die Oberhand. An der Spitze jedoch eroberte Andy Priaulx seinen ersten ETCC-Sieg, indem er vor Giovanardi und Dirk Müller das schwarzweiß-karierte Tuch des Rennleiters sah. Priaulx' Triumph war übrigens auch der erste Erfolg für das RBM-Team von Bart Mampaey, welches als BMW-Team Great Britain die Farben der Weiß-blauen vertritt. Gabriele Tarquini kam auf einen für die Gesamtwertung wichtigen vierten Platz vor seinen Teamkollegen Larini und Colciago. Garcia und Gené holten sich auf den Plätzen sieben und acht die letzten Punkte im achten Lauf des FIA-Championats.