European Touring Car Championship

Jörg Müller setzte sich in ereignisreichen Rennen durch

Magny Cours - Jörg Müller, der wie sein Namensvetter Dirk für das BMW-Team Deutschland an den Start geht, dominierte die zweite Runde der ETCC 2003. Der Hückelhovener gewann beide von zahlreichen Kollisionen und Überholmanövern geprägten Läufe und setzte sich mit 12 Punkten Vorsprung an die Spitze des Championats. Hinter dem BMW-Piloten zeigte sich in Magny Cours Nicola Larini als bester Alfa Romeo-Pilot. Der italienische Ex-DTM-Champion wurde zweimal Zweiter und rückte mit diesem Ergebnis auch in der Tabelle an die zweite Position nach vorne. Sein Teamkollege Gabriele Tarquini rangierte nach vier von 20 Läufen jedoch nach wie vor dichtauf; die beiden trennt nur ein einziger Zähler.

Andy Priaulx (BMW-Team Großbritannien) und Duncan Huisman (Carly Motors) konnten je einmal einen Podiumsplatz erreichen, in dem sie im ersten bzw. im zweiten Lauf an die dritte Position nach vorne fuhren. Für noch mehr Aufsehen sorgte allerdings Jordi Gené, der nach Problemen beim Saisonauftakt in Barcelona diesmal wesentlich besser zurecht kam und mit Platz sechs im zweiten Lauf die ersten Punkte für Neueinsteiger Seat gewinnen konnte. Eine rekordverdächtige Zahl von insgesamt 47.000 Zuschauern hatte Ende April den Weg zu dem französischen Grand Prix-Kurs von Magny Cours nahe Nevers gefunden.

Beim Start zum ersten Rennen der ETCC setzte sich zunächst Dirk Müller mit seinem BMW 320i in Führung, gefolgt von Andy Priaulx und Jörg Müller. Letzterer überholte jedoch bereits in der ersten Runde den Briten vor der Haarnadelkurve und attackierte dann gleich seinen Teamkollegen. Der hielt jedoch dagegen, so dass es zur Kollision der beiden vom Team Schnitzer vorbereiteten und eingesetzten Tourenwagen kam. Jörg Müller konnte in Führung gehen, während Dirk als Folge dieser Aktion bis an die siebte Stelle zurückgereicht wurde. Hinter diesen Streithähnen - sie waren ja bereits in Barcelona aneinander geraten - gab es ein weiteres markeninternes Duell zwischen den beiden Alfisti Roberto Colciago und Nicola Larini, die Tür an Tür um die dritte Position kämpften. Währenddessen mußte Eric Cayrolle mit Problemen am Antriebsstrang vorzeitig seine Box aufsuchen.

Auch André Couto im Honda Civic Type R rollte wenig später in die Boxengasse, nachdem er mit Frank Diefenbacher's Seat Toledo kollidiert war. In Runde zwei gab es dann gleich den nächsten Crash, diesmal zwischen Rickard Rydell (Volvo S60) und Antonio Garcia (BMW 320i). Der Schwede flog ab und musste anschließend aufgeben. In Runde drei überholte Larini den vor ihm fahrenden Priaulx und war damit Zweiter, während Fabrizio Giovanardi den fünftplatzierten Tarquini attackierte, der wiederum am Heck von Colciago klebte. Das Trio schloss dann auf zu Andy Priaulx. In Runde vier gelang es Giovanardi, in der Adelaide Hairpin innen an Tarquini vorbeizugehen, aber der konterte beim Herausbeschleunigen und holte sich Platz fünf zurück. Eine Runde später kam das Aus für den Bigazzi-Piloten Alessandro Balzan, der an 10. Stelle liegend über Motorprobleme klagte.

In der Spitzengruppe machte in der Zwischenzeit Gabriele Tarquini Boden gut und schnappte sich in Runde sieben von Roberto Colciago Platz vier. Sofort versuchten auch Giovanardi und Dirk Müller, die Situation auszunutzen und setzten sich innen neben Colciago. Der Italiener kam nach einem leichten Lackaustausch noch relativ problemlos vorbei, während es zwischen Dirk und Roberto gleich mehrmals zu heftigen Kollisionen kam. "Wenn Zwei sich streiten ...", dachte sich da Duncan Huisman und überholte gleich beide, womit er auf Platz fünf vorfuhr. In Runde acht allerdings übertrieb es der Niederländer etwas beim Attackieren von Giovanardi und schickte den Meister von 2002 in einen Dreher. Giovanardi gab wenig später an seiner Box auf und musste tataenlos zusehen, wie Jörg Müller und Nicola Larini mit einer komfortablen Führung das Geschehen an der Spitze bestimmten. Während die beiden es relatv ruhig angehen lassen konnten, musste Andy Priaulx an der dritten Position nach wie vor alles geben, um Tarquini hinter sich zu halten.

Kurz vor Ende des ersten Rennens leistete sich Paolo Ruberti einen Verschalter und fiel von einem sehr guten siebten Platz an die zehnte Position zurück. Jörg Müller liess dagegen nichts mehr anbrennen und holte sich seinen ersten Saisonsieg, gefolgt von Larini und Priaulx. Tarquini wurde Vierter und Huisman gelang es, trotz massiver Attacken von Roberto Colciago den fünften Rang ins Ziel zu retten. Die letzten Punkteränge belegten Tom Coronel als Siebter und Paolo Ruberti, der sich von Rang zehn wieder an die achte Position hatte nach vorne arbeiten können. Antonio Garcia (BMW-Team Italy-Spain) erhielt wegen der Attacke auf Rydell nachträglich noch eine 25 Sekunden-Strafe, die ihn von Platz neun an die 14. Position zurückwarf.

Wie üblich in der umgekehrten Reihenfolge des Zieleinlaufs von Rennen 1 stellten sich die ersten Acht nach einer kurzen Reparaturpause zum zweiten Lauf dieses Tages auf. Das bedeutete Pole Position für Paolo Ruberti, während Dirk Müller, Fabrizio Giovanardi und Rickard Rydell sich ganz am Ende des Starterfeldes aufstellen mussten, weil deren Mechaniker während der Parc fermé-Phase an den Autos gearbeitet hatten. Der Pforzheimer Frank Diefenbacher schaffte es mit seinem Red Bull-Seat Todelo Cupra nicht rechtzeitig in die Startaufstellung und musste aus der Boxengasse starten. Noch ärger aber erwischte es Balzan, der nach einer Warmup-Runde immer noch Motorenprobleme feststellte und gleich wieder in die Boxengasse einbog. Mit dem Vorteil des Heckantriebs schnappte sich Tom Coronel am Start gleich die Führung von Pole-Mann Ruberti und auch Huisman, Garcia und Colciago konnten sich an dem Alfa 156 GTA des Clever Cats R&M Teams vorbei schieben. Wie schon in Lauf eins ging bis zur Haarnadelkurve alles weitgehend problemlos ab, dort aber wurde Priaulx in einen Dreher geschickt und blieb so unglücklich stehen, dass Sandro sardelli mit großer Wucht in den BMW des Briten krachte. Nicht nur diese beiden Fahrzeuge wurden stark beschädigt, sondern auch Tarquini, der weit nach vorne gekommene Dirk Müller und Ruberti wurden in die Kollision verwickelt und mussten aufgeben.

In Runde zwei holte sich in einem rein niederländischen Duell Duncan Huisman die Führung von Tom Coronel, der wenig später auch Platz zwei an Jörg Müller verlor. Nur eine Runde später sahen die Zuschauer den von Platz acht gestarteten Hückelhovener schon in Führung, nachdem er Huisman in der Lysée-Kurve überholt hatte. Ausfälle gab es dagegen für Eric Cayrollenach einem Aufhängungsschaden und André Couto, der auf einer Ölspur ausrutschte. Garcia übernahm in der Zwischenzeit Platz fünf von Colciago und Larini sprengte das Carly-Duo, indem er sich zwischen Coronel und Huisman schob. In Runde sieben schubste Frank Diefenbacher im Kampf um Platz neun den vor ihm fahrenden Rickard Rydell von der Strecke - erneut eine Attacke gegen Rydell, die von der Rennleitung mit einer 25 Sekunden-Strafe geahndet wurde, für den Schweden aber wohl nur ein schwacher Trost war. In der Schlußphase setzte sich Nicola Larini gegen Huisman durch und lag damit wieder an der zweiten Position. Der führende Jörg Müller war jedoch schon zu weit weg und hatte einen komfortablen Vorsprung von ca. fünf Sekunden herausgefahren. Larini kam zwar noch einmal etwas näher, doch er konnte den Doppelsieg des Deutschen in Magny Cours nicht mehr gefährden. Huisman und Coronel sorgten mit den Plätzen drei und vier für ein hervorragendes Teamresultat für carly Motors, während Colciago sich den fünften Platz vor Garcia schnappte. Antonio verlor auf den letzten Metern noch zwei weitere Positionen an Gené und Giovanardi und mussten sich am Ende mit Platz acht und nur einem Punkt zufrieden geben.