European Touring Car Championship

Alfa Romeo und BMW teilten sich beim Auftakt die Siege

Barcelona - Der Alfa Romeo-Pilot Gabriele Tarquini durfte sich als der erste Tabellenführer der Europäischen Tourenwagen-Meisterschaft (ETCC) 2003 feiern lassen, Hauptkonkurrent BMW setzte sich dafür an die Spitze der Markenwertung. Tarquini zeigte der versammelten Konkurrenz mit einer fehlerfreien Leistung die Heckleuchten seines Alfa Romeo 156 GTA und fuhr im ersten Lauf des Wochenendes vor dem amtierenden Champion Fabrizio Giovanardi (BMW 320i) zu einem lupenreinen Start-Ziel-Sieg. Die Fahrer mit dem weißblauen Logo auf der Motorhaube drehten im zweiten Rennen, bei dem gemäß Reglement die ersten acht Fahrzeuge in umgekehrter Reihenfolge starteten, jedoch den Spieß um und bestimmten das Geschehen an der Spitze des Feldes. Am schnellsten waren diesmal Dirk und Jörg Müller für die unter dem Namen 'BMW-Team Deutschland' startende Schnitzer-Mannschaft.

Mit Antonio Garcia und Andy Priaulx konnten auch zwei ETCC-Newcomer bei ihrem Debut je einmal auf das Podium klettern. Der Spanier wurde in Lauf eins hinter Tarquini und Giovanardi Dritter, während der Brite sich im zweiten Rennen hinter den Müllers auf Rang drei nach vorne fuhr. Neueinsteiger SEAT und vor allem der Deutsche Frank Diefenbacher zeigten eine beachtliche Leistung und konnten bei ihrer Rennpremiere in weiten Teilen das Tempo der Konkurrenz mitgehen. Nach einem vielversprechenden Zeittraining gerieten Diefenbacher und sein spanischer Teamkollege Jordi Gené bereits im ersten Lauf in harte Zweikämpfe und wurden im zweiten Durchgang vor dem Fallen der Zielflagge zur Aufgabe gezwungen.

Als die roten Lichter der Startampel auf dem Circuit de Catalunya zum ersten Mal erloschen, erwischte nur Gabriele Tarquini einen halbwegs guten Start. Seine Teamkollegen Colciago und Larini waren vielleicht zu vorsichtig und wollten übermäßigen "Wheelspin" - das alte Problem der Fronttriebler - vermeiden, doch dadurch fiel die Drehzahl ihrer Zweiliter-Aggregate in den Keller. Das ermöglichte es Giovanardi, Garcia und Jörg Müller, sich mit ihren BMW 320i ans Heck des führenden Autodelta-Alfas zu hängen. Der 156 GTA von Paolo Ruberti konnte dagegen wegen eines Getriebedefekts gar nicht starten. In der ersten Runde kollidierte André Couto im Honda Civic Type-R mit dem Volvo S60 von Jan Nilsson, krachte in die Wand und mußte aufgeben.

An der Spitze zog das Trio Tarquini-Giovanardi-Garcia unaufhaltsam davon, während um Platz vier heftig gekämpft wurde. In der zweiten Runde zog Nicola Larini an Jörg Müller vorbei an die vierte Position, aber auch Roberto Colciago, Dirk Müller und Andy Priaulx lagen in Schlagdistanz dicht dahinter. Jörg Müller gelang es, sich am Heck des Larini-Alfas festzubeißen und nach mehreren erfolglosen Attacken wieder an dem DTM-Champion von 1993 vorbeizugehen. Und durch den Zweikampf der beiden Tourenwagen-Asse, der einigen Speed kostete, fanden auch Coronel, Diefenbacher und Rydell Anschluß an die Gruppe. Der ständige Positionstausch von Larini und Müller ging munter weiter, während in Runde fünf Dirk Müller gleich zwei Plätze gut machte, indem er an seinem Markenkollegen Priaulx und dem Alfa von Colciago vorbeiging. Damit lag Dirk Müller an der sechsten Position.

Zur Hälfte der Renndistanz begann Giovanardi damit, Druck auf Tarquini auszuüben, der defensiv fuhr, um bei dem heißen Wetter seine Reifen zu schonen. In der siebten Runde drehte sich Frank Diefenbacher und verlor durch diesen Fehler seine guten 10. Platz. Auch Larini leistete sich einen Fehler, der ihn zwei Plätze kostete und an die siebte Position zurückwarf, denn Dirk Müller und Andy Priaulx schlüpften durch. Am Ende des Feldes gerieten in der neunten Runde Duncan Huisman und Rickard Rydell aneinander. Der BMW des Niederländers und der Volvo des Schweden krachten ineinander, wobei Huisman in die Mauer flog, während Rydell es noch bis zu seiner Box schaffte. An der Spitze ließ dagegen Gabriele Tarquini nicht smehr anbrennen und gewann den ersten Lauf der ETCC 2003 - es war sein erster Sieg für Alfa Romeo seit dem ITC-Rennen 1996 in Silverstone! Giovanardi und Garcia folgten dichtauf und überquerten dicht hinter dem Italiener auf den Plätzen zwei und drei die Ziellinie. Dann folgten drei weitere BMW 320i (Jörg Müller, Dirk Müller, Antonio Garcia) vor dem nächsten Alfa Romeo mit Nicola Larini am Steuer. Auf den letzten Metern schnappte sich Tom Coronel noch den achten Platz von Roberto Colciago und damit den letzten Meisterschaftspunkt in dem nach dem neuen Formel 1-Punkteschema ausgetragenen Championat.

Couto und Huisman fehlten in der Startaufstellung, da ihre Fahrzeuge bei Unfällen in Lauf eins zu stark beschädigt worden waren. Ruberti suchte man ebenfalls vergebens im "Grid", er nahm das Rennen nach einem Getriebewechsel aus der Boxengasse auf. Wie gewohnt bestimmten die heckgetriebenen BMW 320i das Geschehen am Start und kämpfte auf dem Weg in die erste Rechtskurve des spanischen Grand Prix-Kurses um die Führung, während Nilsson's Volvo schon wieder neben der Strecke ausrollte. Wie der Schwede später abgab, hatte sich das ohnehin schon schlechte Handling seines S60 so verschlimmert, daß Nilsson aus Sicherheitsgründen aufgab. Zu Beginn führte ein BMW-Fünferpack mit Dirk Müller vor seinem Namensvetter Jörg, Andy Priaulx, Tom Coronel und Fabrizio Giovanardi, der die Startnummer 1 von Alfa zu BMW mitgenommen hatte. Larini an der sechsten Position wurde von Garcia, Tarquini und Colciago verfolgt. In der zweiten Runde überholten Giovanardi und Larini Coronel und in der dritten Runde ging Larini an seinem ehemaligen Nordauto-Teamkollegen vorbei an die vierte Stelle. Und die Positionswechsel im Mittelfeld gingen weiter: Tarquini überholte den siebtplatzierten Garcia und schloss auf das Larini-Giovanardi-Duo auf.

An der Spitze mußte sich Jörg Müller gegen Andy Priaulx zur Wehr setzen, was Dirk ausnutzte, um einen kleinen Vorsprung herauszufahren. Palomeras gab mit Getriebeproblemen an seiner Box auf und auch für Frank Diefenbacher war das Rennen vorzeitig zu Ende, nachdem der Pforzheimer an seinem SEAT Cupra vorne einen Reifenschaden erlitten hatte. In Runde acht schnappte sich der junge Francia den neunten Platz von Colciago und einen Umlauf später ging Tarquini zuerst vorbei an Giovanardi auf P5 und dann vorbei an Larini auf die vierte Position. Marc Gené gab in der 10. Runde mit Problemen an der Kraftübertragung auf. An der Spitze setzte währenddessen Dirk Müller alles auf eine Karte und setzte sich mit einem riskanten Manöver gegen Jörg Müller und Andy Priaulx durch. Die drei überquerten in einem Wimpernschlag-Finale nur vier Zehntelsekunden voneinander getrennt den Zielstrich. Tarquini wurde Vierter vor Giovanardi, der in der letzten Runde noch an Larini vorbeigegangen war. Diesmal belegten Garcia und Coronel die letzten beiden Punkteränge, wobei der Holländer wie schon im ersten Rennen wieder die "Michelin Independant Trophy" für den besten Privatfahrer gewann.
(Text (engl.) und Fotos: ETCC-Presse/FW)