Deutsche Tourenwagen Masters 2003

Mit seinem Heimsieg wahrte Albers die Titelchancen

Sensationelle Aufholjagd von Schneider - Großes Pech für Timo Scheider im Opel Astra Coupé

Zandvoort - Dramatische Szenen prägten den Rennverlauf beim neunten und vorletzten Lauf der DTM 2003 auf dem Circuit Park Zandvoort/NL. Publikumsliebling Christijan Albers aus den Niederlanden gewann das Rennen im AMG-Mercedes CLK vor einer Rekordkulisse von 62.000 Zuschauern am Rennwochenende. Zweiter wurde sein Markenkollege Bernd Schneider, als Dritter holte Vorjahressieger Mattias Ekström im Abt-Audi TT-R den letzten Podiumsplatz, Manuel Reuter wurde im Opel Astra V8 Coupé Vierter. Die ersten zwei Drittel des Rennens standen fast ganz im Zeichen eines atemberaubenden Duells zwischen den zwei 24-jährigen Nachwuchsstars Timo Scheider im Opel Astra V8 Coupé und Albers im CLK-Coupé. Pole-Mann Scheider hatte sich mit einem fehlerfreien Start an die Spitze gesetzt, Albers folgte ihm wie ein Schatten im Abstand von einer halben Sekunde. Die Entscheidung fiel beim Boxenstopp in Runde 20 (von 36 Runden): Albers ließ als Erster Reifen wechseln und nachtanken, Scheider ging eine Runde später an die Box. Beim Versuch des Teams, den Opel-Youngster im Kampf um die Führung zu unterstützen, passierte ein Patzer: Scheider fuhr mit losem rechten Vorderrad los und rollte nach wenigen Metern tief enttäuscht aus.


Foto: Opel-Presse

Die Lage in der Meisterschaft ist vor dem Finale in zwei Wochen auf dem Hockenheimring damit spannend wie nie zuvor: Schneider führt mit 65 Punkten nach zwei Saisonsiegen mit gerade noch einem Punkt vor dem jungen Albers, der in seiner ersten Saison im Mercedes-Werksteam HWA bereits stolz auf vier Siege zurückblicken kann. Der amtierende Champion Laurent Aiello (Abt-Audi) hat nach Rang neun auf dem Dünenkurs ebenso die Chancen auf den Titel verloren wie Mercedes-Pilot Marcel Fässler mit dem sechsten Platz. Mattias Ekström setzte sich mit seinem dritten Platz dagegen an die vierte Stelle in der Meisterschaft.

„Ich kann das Gefühl ganz schwer in Worte fassen, das ich bei meiner Auslaufrunde hatte“, sagte Sieger Christijan Albers. „Wenn man aus dem Auto schaut und einem Tausende von Menschen zujubeln, das geht einem durch und durch. Es ist einfach fantastisch. Mir bedeutet es wahnsinnig viel, dass ich gerade hier in Zandvoort vor meinen Landsleuten gewonnen habe.“ Tiefe Zufriedenheit herrschte auch bei Tabellenführer Bernd Schneider: „Den zweiten Platz heute habe ich im Grunde meinem Team zu verdanken, das eine riskante Strategie gewählt hatte, die aber perfekt aufgegangen ist. Nach meinen Problemen am Freitag und im Qualifying haben mir meine Leute fürs Rennen ein perfektes Auto hingestellt und mich mit sensationellen Boxenstopps nach vorne geholt.“ Auf das Finale freut sich der dreimalige Champion: „Hockenheim ist mein Heimrennen, ich mag den Kurs sehr und kenne jede Ecke aus dem Effeff.“ Mercedes-Benz-Motorsportchef Norbert Haug lobte: „Es war ein verdienter Sieg von Christijan und eine super Leistung des Teams und von Bernd. Es ist ein tolles Gefühl, zum Finale zu fahren und zu wissen, dass man den Titel schon in der Tasche hat – es wird ganz allein die Sache von Christijan und Bernd sein, die Meisterschaft nun unter sich auszutragen.“

Der 24-jährige Timo Scheider, sonst ein stets ein optimistischer Strahlemann, hatte Tränen in den Augen. Er war das Rennen seines Lebens gefahren, hatte Albers zwei Drittel des Rennens hinter sich gehalten – und dann das: Teamfehler beim Reifenwechsel, aus der Traum vom ersten DTM-Sieg nach seiner ersten DTM-Pole-Position im gestrigen Qualifying. „Es ist bitter, auszufallen, wenn man in Führung liegt. Dass mein Team die ganze Saison immer zu den Besten beim Boxenstopp gehört hat, macht es im Grunde noch dramatischer. Doch wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen“, sagte der Opel-Youngster. „Auf der anderen Seite haben wir als gesamte Opel-Mannschaft heute gezeigt, dass wir ein Rennen gewinnen können. Wir waren das ganze Wochenende über die stärkste Marke in Zandvoort – und daraus schöpfe ich Mut und Energie für das Finale in 14 Tagen.“ Auch der Viertplatzierte Manuel Reuter stimmte zu: „Wir kämpfen bis zur letzten Runde.“ Opel-Sportchef Volker Strycek bilanzierte: „Der Held des Tages heißt in meinen Augen Timo Scheider. Er hat die Pace gemacht und das Rennen unter Kontrolle gehabt. Und auch Alain Menu war fantastisch und sicher auf dem dritten Platz unterwegs, als er von einem Konkurrenten berührt wurde und sein Rennen damit zu Ende war.“

Der Schwede Mattias Ekström, 24 Jahre jung wie Albers und Scheider, erlebte ebenfalls ein dramatisches Rennen – allerdings mit positivem Ende auf dem dritten Platz. Er wurde beim Start extrem aufgehalten und ackerte sich dann vom 14. Platz nach vorne. „Die Kämpfe haben Spaß gemacht, waren aber auch ganz schön schwierig, denn die Strecke ist sehr eng. Ich bin froh, die Situation beim Start überhaupt gemanagt zu haben. Als ich auf Manuel Reuter aufgelaufen bin, wusste ich, dass meine einzige Chance in der langsamen Kurve liegt, denn in den schnellen Abschnitten war Manuel schneller als ich. Wir haben hart aber fair gekämpft. Dabei kam ich ein bisschen in den Dreck, und als sich der Staub gelegt hatte und ich wieder freie Sicht hatte, war ich Dritter. Ich bin happy damit.“ Abt-Teamchef Hans-Jürgen Abt: „Schade, dass Mattias beim Start aufgehalten wurde! Er hat einen klasse Job gemacht.“
(Text: ITR-Presse)

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