Deutsche Tourenwagen Masters 2003

Schneider hatte in der Lausitz alle(s) im Griff

Aber mit der Diskussion um 'Turn 1' und die Fahrzeugwechsel machte sich die DTM zur Lachnummer

Eurospeedway Lausitz - Einen kühlen Kopf behielt Bernd Schneider aus St. Ingbert beim vierten Lauf der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) bei glühender Hitze auf dem Grand Prix-Kurs des Lausitzrings. Der Wahl-Monegasse fuhr zu einem nie gefährdeten Start-Ziel-Sieg und hatte trotz langsamer gangart in den letzten Runden beim Überqueren der Ziellinie noch einen komfortablen Vorsprung von fast sieben Sekunden. Sensationeller Zweiter wurde der Schotte Peter Dumbreck im Opel Astra Coupé, der damit für die beste Platzierung der Rüsselsheimer seit ca. zwei Jahren sorgte. Auf Platz drei kam Mattias Ekström aus Schweden ins Ziel und sorgte damit für ein bunt gemischtes Podium aus Marken und Nationalitäten. Der amtierende Meister Meister Laurent Aiello sowie Christian Abt kamen als 8. und 9. ins Ziel - allerdings nicht mit ihren eigenen Fahrzeugen, denn die hatten sie im Training zerstört. Kurzerhand wechselte man in die rot-silbernen S-Line-Autos und die Junioren Tomczyk und Terting mussten zuschauen.

"Vom ersten Test an lief mein Auto phantastisch", strahlte Schneider, der mit seinem Sieg wieder die Tabellenführung von seinem holländischen Teamkollegen Christijan Albers zurückgewinnen konnte. Ebenso zufrieden war die Opel-Mannschaft, die neben dem Podestplatz von Dumbreck mit Rang vier für Timo Scheider und Rang sechs für Alain Menu zwei weitere Piloten in die Punkteränge bringen konnte. Einmal mehr zeigte sich, dass vor allem die etwas flüssigeren Kurse dem Astra Coupé liegen, was wohl nicht zuletzt auf den günstigen cw-Wert zurückzuführen ist.

Immer schwerer scheint es hingegen das Team Abt Sportsline zu haben, mit dem Audi TT-R das Tempo der Konkurrenz mitzugehen. Offenbar ist man mit dem Auto allmählich an der Grenze des Machbaren angelangt, während Opel und vor allem Mercedes immer wieder neues Entwicklungspotential finden. Das Manko des Audi ist hauptsächlich der fehlende Topspeed, und das muss nun keineswegs am Motor der Kemptener Tuner liegen. Im Training jedenfalls mußten die Audi-Piloten das größte Risiko bei der Fahrwerksabstimmung eingehen, um bei der Musik zu sein, und das endete in zwei kapitalen Unfällen in der Mauer von Turn 1. Sicher wird man in der laufenden Saison noch die eine oder andere vordere Platzierung erzielen, aber dem aufmerksamen Beobachter ist bereits jetzt klar, dass sich für 2004 einiges ändern muss. Warum auch nicht? Der neue Audi A4 rollt ja schließlich bereits, wenn auch nur in Skandinavien.

Dass die DTM eben doch keine internationale Meisterschaft sondern nur ein internes Masters von drei Herstellern ist, bewies die Serie am Eurospeedway Lausitz mit Bravour. Aus welchen Gründen auch immer, hatte man sich zum Saisonbeginn dazu entschlossen, von den zwei möglichen Streckenvarianten des Lausitzrings die dritte zu fahren! Das soll heißen: Entgegen der landläufigen Erfahrung von Motorsportserien überall auf der Welt, die entweder auf einem Grand Prix-Kurs oder in einem Oval fahren, dachte die DTM, sie könne beides. Dem Autor ist nicht klar, ob Fahrwerkstechniker oder Ingenieure im Vorfeld gefragt worden waren, aber jedenfalls wurde spätestens vor Ort klar, dass Teams und Fahrer bei dieser Streckenwahl - aus Turn 3 heraus auf die lange Gerade und weiter nahezu ungebremst durch Turn 1, dann aber Einbiegen ins enge Infield - in puncto Abstimmung einen mehr oder weniger faulen Kompromiss eingehen mussten. Da ist es auch kein Zufall, dass es gerade zwei Abt-Audi erwischte, die in der Mauer landeten, denn die mussten ja wegen ihrer Unterlegenheit auch am meisten riskieren. Die Fans schauten jedenfalls dumm aus der Wäsche, als sie am Samstag bzw. am Sonntag auf der Tribüne saßen und feststellten, dass jetzt nur noch der altbekannte GP-Kurs gefahren wurde.

Natürlich gab es wieder die berühmten Sicherheitsgründe, aber darüber hätte man sich auch vorher Gedanken machen können. Nach der Absage wegen Regen in 2000 war es bereits das zweite Mal, dass die DTM dem Lausitzring einen Korb gab. In einer wohl noch nie dagewesenen Aktion ging man diesmal hin und änderte während der Veranstaltung einfach den Streckenverlauf! Ist so ein Verhalten professionell und paßt das zur "besten Tourenwagenserie der Welt"? Aber damit noch nicht genug: Das Reglement schreibt eindeutig vor, dass während der Veranstaltung kein Fahrer das Fahrzeug wechseln darf. Aber auch hier war es kein Problem, sich im Club mittels Vorstandsbeschluss über die eigenen Regeln hinweg zu setzen. Schließlich ging es nicht um irgendwen sondern um den amtierenden Meister Aiello und den Juniorchef von Abt Sportsline. Sei's drum: The show must go on!

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