Alfa 147 Cup

Uwe Reich beendete sein „Lehrjahr“ im Alfa-Cup

- Bei den Finalrennen in Oschersleben ging es noch einmal kräftig zur Sache

Oschersleben – Auch mit seinen 63 Jahren, von denen er mehr als die Hälfte hinter dem Lenkrad von unzähligen Sport- und Tourenwagen verbracht hat, musste Uwe Reich erkennen, dass man immer noch dazu lernt. Der Routinier aus dem Rheinland hat in diesem Jahr im Alfa 147 Cup die völlig neue Erfahrung gemacht, dass man auch mit einem Dieselfahrzeug schnell unterwegs sein kann. Leider endete sein Rennen am vergangenen Sonntag nach einem unverschuldeten Abflug ins Kiesbett zwei Runden zu früh.

Zu seinen Finalläufen gastierte der Alfa 147 Cup, Deutschlands erster Diesel-Markenpokal, am vergangenen Wochenende im Motopark Oschersleben. Auf dem 3,667 km langen Kurs in der Magdeburger Börde stand aber nicht nur die Titelentscheidung in der Gesamtwertung aus, sondern auch der beste Junior, die beste Dame und der beste Gentleman Driver (für Fahrer über 50 Jahre) wurden von der Cup-Organisation des italienischen Herstellers geehrt. Und in der letztgenannten Kategorie wollte auch Uwe Reich aus Lohmar noch ein Wörtchen mitreden.

Das Qualifying am Freitag lief zunächst allerdings nicht so wie erwartet, denn mit seinem blau-gelben Alfa 147 1.9 JTD konnte Reich nicht wie geplant die Schallmauer von 1.48 Minuten knacken. Bei 1:48,242 Minuten blieb die Stoppuhr am Ende stehen und damit musste sich „Deutschlands schnellster Steuerberater“ bei den Gentlemen hinter Erwin Piro, Ivano Giuliano und Mike Kahnt zunächst an der vierten Position anstellen. Beim Start zum Samstagsrennen konnte Uwe Reich zunächst einmal einige Plätze gut machen und sich an die 22. Position im Gesamtfeld nach vorne schieben. Doch der Darmstädter Mike Kahnt kam rasch von hinten auf und setzte ihn unter Druck, so dass Reich beschloss, den Konkurrenten lieber vorzulassen, als eine Kollision zu riskieren, die womöglich für beide das Aus bedeutet hätte. So blieb immerhin Rang vier und damit ein weiteres, zählbares Ergebnis für die Alfa Gentlemen Drivers Trophy.

Diese Taktik hätte sich eigentlich am Sonntag auszahlen sollen, denn für den zweiten Lauf hatten Reich und sein Team Molitor Racing Systems eine etwas bessere Fahrwerksabstimmung gefunden, die sich schon beim Start auszahlte. Denn als das Rotlicht der Startampel ausging, konnte sich der gebürtige Braunschweiger sofort mit Riesenschritten nach vorne kämpfen, wobei der Alfa 147 auf der engen und kurvenreichen Strecke erheblich besser lag als am Vortag. Von Platz 25 kehrte Reich aus der ersten Runde bereits sensationell als 14. zurück und konnte sich auch in der Folge immer unter den ersten Zwanzig halten. In Runde zehn allerdings „... fuhr mir der Gaststarter Frank Schumm völlig unsinnig in der Kurve in die Seite. Ich rutschte von der Ideallinie erst auf den schmutzigen Teil der Strecke und flog dann ins Kiesbett. Bis ich mich aus dieser misslichen Lage befreit hatte, war das Rennen gelaufen und ich musste mich mit Gesamtrang 26 und zwei Runden Rückstand auf die Spitze zufrieden geben.“

Zum Saisonende zieht Uwe Reich ein erstes Fazit: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich nach 33 Jahren aktivem Motorsport noch einmal einer solchen Herausforderung stellen müsste“, bilanzierte Reich am Saisonende. „Ich bin in meiner Karriere schon fast alles gefahren was Räder hat - vom kleinen Renault R5 bis zum dicken Porsche RSR. Aber der Alfa 147 mit seinem Dieselaggregat ist ein völlig anderes Rennfahrzeug. Um damit auf der Piste schnell zu sein, muss man das Autofahren tatsächlich ganz neu lernen, und das braucht seine Zeit. Trotzdem bereue ich die Entscheidung nicht, denn schließlich habe ich 1970 meine Karriere mit Alfa Romeo begonnen, und da ist die Teilnahme am Alfa 147 Cup für mich so etwas wie eine kleine Heimkehr ...“

Der Neunkirchener Sebastian Stahl sorgte im Motopark Oschersleben noch einmal für ein Topresultat, als er auf dem 3,667 km langen Kurs mit einer starken, kämpferischen Leistung eines der Rennen des Alfa 147 Cups gewann und einmal Zweiter wurde. Von Startplatz drei aus konnte der Bürokaufmann aus Neunkirchen von Anfang an das Tempo der Spitzengruppe mitgehen und lieferte sich mit seinem Alfa 147 1.9 JTD rundenlang packende Zweikämpfe mit dem Titelanwärter Marc Hennerici aus Mayen sowie dessen Verfolger an der Tabellenspitze, Reinhard Huber aus Albaching. „Ich wollte mich natürlich nicht in die Meisterschaft einmischen“, erklärte Stahl nach dem Rennen. „Aber für mich zählt jedes Einzelresultat, da ich mich für das nächste Jahr für höhere Aufgaben bei Alfa Romeo empfehlen möchte. Deshalb bin ich von Anfang an konsequent auf Sieg gefahren.“ Im Samstagsrennen ging der Plan leider nicht ganz auf, denn Martin Tschornia nutzte eine Unaufmerksamkeit der Streithähne, um innen durch zu schlüpfen und vor Sebastian Stahl als Erster über die Ziellinie zu fahren. Im zweiten Rennen, dem letzten Lauf der Saison, ließ der 25-jährige, gebürtige Bonner dann aber alle Konkurrenten hinter sich und siegte souverän vor Christof Lampert und dem diesjährigen Cupsieger Hennerici.

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